2013年8月26日

Die Predigt zur Trauung von J&O “Die Liebe - der allerhöchste Weg“


Am letzten Wochenende habe ich einge Gelegenheit gehabt, bei einer Trauung meiner Freunde zu predigen. Der Bräutigam ist aus Europa (Deutschland) und die Braut ist aus Asien (China). Die Hochzeit wurde mit einem japanischen Prediger bei Lago Como in Italien stattgefunden: Das war so international! Ich habe den Predigt auf Deutsch und Japanisch vorbereitet und der wurde noch ins Chinesisch und Englisch übersetzt, für alle Teilnehmer aus Ost und West. Herzlichen Glückwunsch, J & O!

"Die Liebe -der allerhöchste Weg" 
Neues Testament: Erster Korintherbrief 12,31b-13,13

Liebe J, lieber O!

Heute seid ihr vor Gott und vor uns einen Ehebund miteinander eingegangen. Nun glauben wir fest daran, dass Gott eure Worte des Versprechens gehört hat. Diese Hochzeitsgemeinde - aus Ost und West versammelt, aus beiden Familien, aus dem Kreis der Freunde und Bekannten – alle haben als Zeugen eures Ehebundes gesehen und gehört, was ihr gelobt und versprochen habt. Und alle werden wir euch bald in unterschiedlichsten Sprachen gratulieren: 恭喜恭喜 (gonxi gonxi) / Congratulations / おめでとう(omedetou) / Herzlichen Glückwunsch!

Dieses erfreuliche Ereignis ist zugleich ein Beginn eines neuen Wegs. Dieser Weg liegt vor euch, auf dem ihr zu zweit – verbunden durch Gott - Hand in Hand geht. Habt Ihr schon eine Vision, ein
konkretes Bild des gemeinsamen Lebens im Kopf? Ich denke, es wäre toll, wenn Ihr einige konkrete Vorstellungen dieses Wegs schon von Beginn an hättet – quasi wie ein Reiseführer des Lebens.

Ich möchte euren Weg mit der Seidenstraße vergleichen. Die Seidenstrasse verbindet schon seit der Antike die östliche Welt mit der des Westens. Stellt euch eure persönliche Seidenstrasse als ein Weg der Begegnung und des Austauschs vor! Da treffen verschiedene Kulturen aufeinander, und der Weg wird nicht immer leicht und eben sein. Da wird es lebhafte Freude, aber sicher auch
Spannungen, Sorge oder auch Streit geben.

Die Seidenstrasse ist lang! - um solch einen Weg durchzustehen, werdet ihr oft tapfer sein müssen, damit ihr über die Länder- und Sprachgrenzen, sowie Kulturunterschiede hinweg miteinander gehen könnt. Ihr werdet Kraft brauchen, um einander helfen und eich gegenseitig unterstützen zu können. Und dazu braucht Ihr sicher noch einige andere starke Menschen, die helfen und euch unterstützen können: Ja, liebe Hochzeitgemeinde, das Paar braucht Sie auf seinem Weg!

Vor allem aber braucht das Ehepaar etwas, das bis zum Ende bleibt: Da sind zum Beispiel Vertrauen und Hoffnung, damit ihr die Kraft bekommt, um immer weiter gehen zu können. Was ich aber vor Allem nennen möchte, etwas, dass ihr vom Anfang bis zum Ende brauchen werdet, ist: Die LIEBE! - Wie wir gerade gehört haben: Die Liebe.. die alles trägt, die alles glaubt, die alles hofft, die alles erduldet(1.Korinther 13, 6)!

Paulus, einer der Gründerväter der Christlichen Kirche, hat diese Liebe auch als “Weg“ bezeichnet; als einen „Weg, der weit besser ist” (1.Kor.12,31b). Diese Liebe als Weg also. Das ist für uns das zweite Bild dieser Seidenstraße! In diesem Fall ist „der Weg” die Lebensweise. Und dieser Weg ist nach Paulus “der weit bessere“, das heißt; “der allerhöchste“ oder „der grenzüberschreitende, unübertreffliche Weg”.

Diese Liebe als Lebensweise...; das klingt in der Tat anders als eine romantische, sentimentale
Stimmung. Die Liebe in diesem Sinne ist doch nicht ganz so - „süß“. Nein, die Liebe ist - nach Paulus - wachsam, tapfer und mutig. Oder wie es Jeremias Gotthelf ausdrückte: Je tiefer, desto
schmerzhafter ist die Liebe. Die Liebe leitet uns in ein spannendes, volles Leben, das jedoch auch viel breitere Horizonte hat und einen tieferen Seelenfrieden birgt.

Das erste Merkmal dieser Liebe nach Paulus ist die Ausdauer, einer Liebe die alles erträgt und
erduldet, wie vorhin gehört.

Die Liebe hat einen langem Atem,
     gütig ist die Liebe, sie eifert nicht.
     Die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf,
     sie ist nicht taktlos, sie sucht nicht das ihre,
     sie lässt sich nicht zum Zorn reizen, sie rechnet das Böse nicht an.
     Sie freut sich nicht über das Unrecht, sie freut sich mit an der Wahrheit.
Sie trägt alles,
     sie glaubt alles,
     sie hofft alles,
sie erduldet alles.

Hier bilden Begriffe wie, einen "langem Atem" haben, “tragen” und “erdulden” einen Rahmen, der
viele Tugenden umschließt, die jedoch auch mit nicht so angenehmen Situationen in Verbindung
gebracht werden können. Doch, was auch beachtenswert ist, sind zwei positive Verben, nämlich;
„glauben/vertrauen“ und „hoffen“. Paulus sagt, dass die Liebe alles glaubend trägt und hoffend erduldet. Die Geduld der Liebe ist in der Tat so grundlegend positiv, dass die alles glaubt und alles hofft, weil sie auf die Vollziehung des Glaubens vertraut, und zugleich, weil sie die Erfüllung der Hoffnung voraussieht.

Paulus selbst war z.B. jemand, der vieles erleiden musste: Er schrieb, dass sein ängstliches Herz
keine Ruhe fand, sondern „nur Bedrängnis von allen Seiten: "von außen Kämpfe, von innen Ängste“ (2. Korinther 7,5). Gerade in der Bedrängnis sagt er jedoch, dass „...wir wissen: Bedrängnis schafft Ausdauer, Ausdauer aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung.“(Neues Testament, Romer5,4) Paulus hat also tatsächlich erlebt, dass die Geduld wirklich Früchte bringt. Die Liebe dauert darum fort, weil sie daran glaubt, dass am Ende der Geduld etwas Positives steht. Die Liebe kennt und hofft auf das Ende. Die Ausdauer der Liebe, die in der Finsternis scheint.

Als Beispiel solcher Liebe mit Ausdauer und Hoffnung erinnere ich mich an zwei Gedichte von zwei historischen Figuren der Neuzeit; Dietrich Bonhoeffer aus Wroclaw (Breslau) (1906-1945) und Chùnbêng Ko (Chun Min Kao) aus Tainan (Südlich von Taiwan) (1929-). Lasst mich euch sie vorstellen. Der deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer, der 1945 in der letzten Phase der Nazizeit hingerichtet wurde, hatte einmal diese Liebe mit seinen Worten so ausgedrückt: „Die Liebe kann warten, lange warten, bis zum letzten warten. Sie wird nie ungeduldig, sie will nichts übereilen und erzwingen“ (Bonhoeffer, Schriften, Bd.5, 544).

Von ihm gibt es ein Gedicht, welches 1944 geschrieben wurde. Es wurde in der Finsternis der Weltgeschichte und des Lebens geschrieben. Jedoch ist es übervoll von Vertrauen und Hoffnung - wie das Licht einer Kerze, das in der Finsternis leuchtet:

Von guten Mächten wunderbar geborgen 
  erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
  ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

(Bonhoeffer, Neujahrsgedicht zum Jahreswechsel 1944/45 aus der Haft)

Dieses wunderbare Bild des Vertrauens und der Hoffnung! Das war für ihn eine Vision, die von der
Liebe kommt.

Das zweite Gedicht ist aus Ostasien und hat eine ähnliche Vision; das Gedicht von Pfarrer Ko. Pfarrer Ko aus Taiwan wurde im Verlauf der Bewegung der Demokratisierung ins Gefängnis geworfen und hat dieses Gedicht in der Finsternis des Zuchthauses geschrieben. Viel später hat er das auf japanisch in einer Kirche in Japan gelesen. Ich war damals erst zwölf Jahre alt und erinnere mich noch daran, dass ich weinte als ich es gehört habe. Das Gedicht heisst;

„Kaktus und Raupen“. 

Ich bat um.. ein schönes Bouquet
Doch gab mir Gott einen Kaktus voller Dornen.

Ich bat um.. einen lieben Schmetterling
Doch gab mir Gott viele scheußliche Raupen.

Ich...
beklagte, war betrübt und enttäuscht

Viele Tage sind vorbei gegangen
Dann machte ich große Augen:

Der Kaktus trieb schöne Blüten, die in großer Menge blühten
Die Raupen wurden zu Schmetterlingen, die liebvoll mit dem Frühlingshauch flatterten.

Wunderbar ist Gottes Plan.

Ko und Bonhoeffer haben in ihrer Schwachheit gewartet, bis die schwarze Nacht zu Neige geht, bis der Morgen der Befreiung kommt! Sie hatten die starke Vision der Hoffnung in der Schwachheit. Ja, die Stärke in der Schwachheit ist ein Merkmal der Liebe. Sie hatten die Liebe. Darum wurden ihre Seelen nicht überwältigt, auch wenn ihre Körper vom Tod bedroht wurden.
Damit verraten sie uns die Lebensweisheit der Liebe, die auch in der Bibel überliefert ist: „Die Liebe ist stark wie der Tod“!(Hohelied 8, 6-7):

Alle Gedichte, die wir gehört haben, haben etwas gemeinsam, nämlich, das Blickfeld der Hoffnung
und Zuversicht, und die Ausdauer der Liebe. Ich glaube, dass diese Vision auch für euch der
Wegbegleiter des Lebens sein kann. Vom Anfang an bis zum Ende..

Liebe J, lieber O,
unser Predigt-Thema wurde schon ein bisschen schwer für eine Hochzeit. Aber O, du hast einmal
gesagt, dass die biblische Liebe nicht eine romantische sentimentalische Liebe ist, sondern eine Liebe des Dienstes. J, du hast während der Vorbereitung vor der Taufe und Trauung bekräftigt, dass die Liebe nicht die leichte und billige Gnade ist, sondern teuer ist. Was wir drei während der
Vorbereitung dieser Feier und dieser Predigt aufs Neue gelernt haben, ist die Tiefe und die Stärke dieser Liebe.

In der Bibel werden Gott und Mensch (oder Volk) mit einem Ehepaar verglichen. Gott war und ist
damit ein Liebespartner der Menschen, der mit Menschen einen Bund der Liebe geschlossen hat. In diesem wurde versprochen, dass die Bündnispartner einander dienen sollen. Deshalb ist die Liebe die Zusammenfassung des Weges (der Lebensweise).Jesus von Nazaret hat zwei alte israelische Überlieferungen aus der Bibel als Zusammenfassung aller Gesetze zitiert und gelehrt, dass „die Gottesliebe“ und „die Nächstenliebe“ einfach Alles ist.

Jesus war der Mensch, der nicht nur mit dem Wort gelehrt hat, sondern auch mit dem Tat.
Nach dem Neuen Testament hat er die Lehre in seinem Leben umsetzt. Er hat die Liebe bis zum Tod am Kreuz durchgesetzt. Was das Kreuz aufgezeigt hat, war die dienstbereite, opferbereite Liebe Gottes. Der Tod des Gottessohnes hat bildlich gezeigt, dass Gott erduldet. Gott liebt die Menschen so sehr, dass er auf Kosten seines bzw. Jesu Leben, unser Leben retten will.
Bitte stellen Sie sich, liebe Gemeinde, die Bilder der Kreuzigung Jesu Christi vor. Genau das war das Bild von Jeremias Gotthelf, als er sagte: „Je tiefer, desto schmerzhafter ist die Liebe. Unser Bild vom „Weg der Liebe“ erreicht nun den Höhepunkt, weil wir jetzt ein konkretes Bild davon haben, dass Gott selber die Liebe ist!! Gott ist die Liebe (Neues Testament, Der erste Brief des Johannes 4, 8).

Das ist es was Jesus im Leben und im Tod gezeigt hat. Die Kreuzigung Christi als Beweis für die
Liebe Gottes, die sogar stärker als der Tod ist. Da ist es kein Wunder, dass diese Erkenntnis der Liebe Gottes mit dem besonderen Glauben der Auferstehung verbindet. Das ist der Glaube daran, an der ewigen Liebe, das heißt, dass Gott den Menschen durch Jesus Christus deswegen ewiges Leben gibt, weil die Liebe stärker als der Tod ist.

Lieber O, liebe J!
Nun sage ich euch aufs Neue, obwohl Ihr schon mit der Liebe erfüllt worden seid: Liebet ihr
einander! Das ist die allerhöchste Lehre, die zugleich alt und immer wieder neu ist. Liebet auf jeden Fall! Wir haben bis jetzt überlegt, wie tief und schwer die Finsternis des Zanks, Hasses und Todes ist, dann ist es uns immer mehr klar geworden, wie wunderbar die Liebe ist! Wir haben heute bestätigt, dass Gott die Liebe ist. Wo es die Liebe gibt, ist auch Gott. Nun bin ich überzeugt: Eure Liebe ist ein Zeichen der Liebe Gottes! Immer wenn ihr auf dem Weg des Lebens einander liebt, liebt Gott euch unbegrenzt. Eure Begegnung in der Vergangenheit, euere Liebe in der Gegenwart, eure Hoffnung für die Zukunft. Alle sind vor den Augen Gottes in einer Vision lebendig. Gott sieht eure Liebesbeziehung und so habt Ihr das Glück, Gott in eurer Beziehung zu sehen.

„Beziehung“? Nein, das ist zu schwach in diesem Zusammenhang. Vielmehr ist das ein „Bund“. Der Ehebund. Der Liebesbund. Der Bund ist eine mystische Realität, die eure Körper, eure Herzen und eure Seelen wie EIN Fleisch, wie EINE Persönlichkeit und wie EIN Geist bindet. Das ist die Sache Gottes. Ihr seid damit quasi eine neue Schöpfung! Darum soll man nicht trennen, was Gott verbunden hat!

Liebt einander, in Hong Kong oder wo immer ihr leben werdet. Die Seidenstrasse des Lebens ist nicht immer flach und eben. Fürchtet euch jedoch nicht davor. In der Bibel steht auch; Furcht ist nicht in der Liebe, nein, die vollkommende Liebe treibt die Furcht aus (Die erste Brief Johannes 4, 18, Ihr habt die Predigt-CD von Karl Barth über diesen Text gehört, als Vorbereitung dieser Trauung)!

Ihr habt nun eine Vision der positiven Liebe. Wenn ihr euch also auf eurem Weg verlaufen würdet,
dann erinnert euch an diese Vision. Dieser Reiseführer wird euch die richtige Richtung zu ihrer Zeit zeigen, und mit väterlicher (oder mütterlicher?) Stimme sagen:

„ Hört Ihr, Oliver und Jessie. Wenn Ihr Glaube, Hoffnung und Liebe als eure Wege nehmen werdet, dann wird alles in Ordnung sein. Diese drei sind immer eure Wege. Aber - vergesst es nicht – die Liebe jedoch ist der allerhöchste Weg. Wenn Ihr euch verlauft, dann nehmt einfach diesen Weg! „

Amen.

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